Dass Geschwister immer mal streiten, ist ja kein Geheimnis, wusste ich vorher. Dass sie sich an manchen Tagen den Dreck unterm Fingernagel nicht gönnen wollen, wusste ich auch noch. Aber dass sie das mit Vorliebe gefühlte hundert mal schon vor dem Frühstück machen würden, und zwar vorzugsweise um Dinge, die einem Menschen mit normalem Verstand sooo unwichtig erscheinen, erzeugte bei mir extrem schlechte Laune und ich drohte meinen Restverstand zu verlieren.
Geschwisterrivalität ist normal, ich weiss, aber eben auch soooo nervig!
Anfangs habe ich mich noch bemüht, eine faire Entscheidungshilfe und Schlichterin zu sein, aber je mehr ich versucht habe zu schlichten, desto mehr neue Streitigkeiten kamen auf. Mein eben erwähnter Restverstand war schon bald nicht mehr in der Lage sich zu merken, wer gestern den Lichtschalter zuerst angemacht oder die Tür zuerst geöffnet hatte. Auch wusste ich bald nicht mehr, wer gestern auf welchem Platz am Esstisch sitzen oder die Knöpfe an der Espressomaschine drücken durfte. Ganz zu schweigen vom Marmeladenlöffel, der abgeleckt werden durfte oder wer gestern Abend zuerst zum Waschen und Zähneputzen zu mir ins Bad musste. Phuuu, schon beim Aufzählen bekomme ich wieder Schnappatmung! 🙂
Irgendwann in einem dieser Streitmomente, fragte ich mich, warum wir das mit 3 Kindern hier zuhause ständig als Thema haben und die Erzieher in der Kita mit 15 nicht. Voilà, da kam mir die Idee mit der Uhr. In unserer Kita gibt es so eine Uhr in den Gruppen, jedes Kind hat ein Symbol und wenn der “ Große Tag “ ran ist, darf dieses Kind besondere Aufgaben übernehmen.
Bingo, Aufgaben und Themen hatte ich genug, und zwar sowohl bei den Kindern beliebte als auch weniger beliebte, und die habe ich alle auf diese tolle Uhr gepackt.
Ich habe die Uhr in 3 Tage unterteilt, eben so viel, wie es Kinder sind. Die innere Scheibe hat je Feld ein Symbol oder Foto für jedes Kind. Auf der äußeren Scheibe stehen die Symbole für die suuuupertollen Dinge, die dieses Kind an dem Tag machen darf und die vorher ewig zu Streit geführt haben. Jaja, richtig, Highlights wie Tür und Lichtschalter zuerst bedienen, den Esstischstuhl wählen, beim Frühstückmachen oben auf der Arbeitsfläche sitzen und zuschauen,den Tisch eindecken u.s.w…..
Es gibt einen Supertag. Dieser Tag ist im Grunde genommen das Zugpferd für die ganze Uhr. An diesem Tag darf man fast all die tollen Dinge machen und muss am Abend als letztes Kind ins Bad zum Zähneputzen und Fertigmachen.
Das Kind auf dem nächsten Tag hat 15 min Mama-oderPapazeit für sich allein. An manchen Tagen geht es nicht oder erst abends im Bettchen, dann lesen wir bei diesem Kind halt ein bisschen länger vor oder ich massiere noch die Füsschen. Hauptsache ungeteilte Zeit. Die geniessen übrigens nicht nur die Kids…! Das mit den 15 min geht erst dann, wenn die Kinder allesamt alt genug sind, um die Zeit für die anderen zu ermöglichen. Wenn die Geschwisterkinder noch zu klein und in einem Alter sind, wo sie sich nicht mal 10 Minuten allein beschäftigen können, macht das keinen Sinn. Ich habe damit erst angefangen, als die Zwillis reichliche Drei waren.
Dann gibt es noch den dritten Tag, das ist der Tag vor dem Supertag. Das Kind an diesem Tag hat als Highlight, dass es morgens den Marmeladenlöffel vom Brote schmieren ablecken darf. Oder ein Obst vorweg naschen, wenn es Müsli gibt. Eben irgendetwas Feines, was die anderen nicht dürfen. Dieses Kind, muss sich am Abend ohne Theater zuerst bettchenfertig machen. Ohne Gemecker und Gemucke. Wenn das gut klappt, darf die Uhr weitergedreht werden und der nächste Tag ist der Supertag. Aber eben nur dann!
Ohh, es läuft wie am Schnürchen. Was hatte ich vorher Theater darum, wer zuerst Zähneputzen muss und nicht mehr weiterspielen darf, DRAMEN! Jetzt sage ich bei einem Ansatz von Theater nur: „Oh, ich dachte Du wolltest die Uhr weiterdrehen, Du hast doch morgen deinen Supertag“ und hopps, ist das Kind auch schon im Bad!
Seit einigen Monaten habe ich noch die grünen Symbole hinzugefügt. Das sind Aufgaben, die an diesem Tag vom jeweiligen Kind übernommen werden müssen. Bei uns ist das Geschirrspüler ausräumen oder einräumen, Staubsaugen oder Staubwischen und am dritten Tag die Waschbecken im Bad putzen.
Unsere Kinder waren mit vier und sieben Jahren jetzt alt genug, um ein wenig Verantwortung im Haushalt zu übernehmen und wenn man weiß, wie viel Mühe es macht, ein Waschbecken zu putzen, kleckert man beim Händewaschen das nächsten Mal gleich ein bisschen weniger rum.
Die Uhr ist variabel, jede Geschwisterkonstellation, die Stärke der Geschwisterrivalität und jedes Alter bringt seine eigenen Streitthemen mit sich, aber für den Moment hat sie mich vor dem Wahnsinnigwerden bewahrt.
Unsere Drehscheibe habe ich über das Programm Numbers per Diagramm mit 33% erstellt. Je nach Anzahl der Kinder einfach die % anpassen. Die Blankodrehscheiben für Familien mit drei Kindern habe ich hier zum Ausdrucken hinterlegt.
Drehscheibe aussen Drehscheibe innen